Hier finden Sie die aktuellen Gemeindeinformation dem Christophorus Boten
Oh Gott, es gibt Gesprächsbedarf
Gibt es eigentlich noch Polterabende? Ich erinnere mich dunkel an den Abend vor der Hochzeit einer Cousine. Alle Gäste brachten Geschirr mit, einer sogar ein Keramik-Waschbecken, wahrscheinlich hatte der kein Geschirr zuhause, und zerschlugen es vor der Tür. Mit dem Abstand heute ist das ganz schön skurril. Woher kommt der Drang, Geschirr zu zerschlagen? So dass man es in rituelle Form gießen musste, damit die Menschen hoffentlich außerhalb von Polterabenden nichts kaputt machen. Denn das passiert ja leider ständig, im Großen (Ukraine) wie im Kleinen (Silvester in Berlin). – Dann gibt es wieder andere, die Zerbrochenes zusammenkleben. Meine Frau kann das ganz gut. Am weitesten entwickelt ist diese Kunst in Japan. Da werden zerbrochene Teeschalen mit Gold wieder zusammengeflickt, Kintsugi nennt sich das. Heilen und zusammenfügen fasziniert mich mehr als zerbrechen. Vielleicht, weil es komplizierter ist. Vielleicht aber auch, weil meine Oma eine sehr sparsame Frau war. Kein Wunder, bei der Erfahrung zweier Weltkriege. In einer Vitrine des Wohnzimmers in meinem Elternhaus steht ein Weinglas mit einem Holzfuß. Es ist ein schönes Kristallglas, Jugendstil, der Originalfuß ist irgendwann zerbrochen. Meine Oma hat von einem Drechsler einen schönen Fuß dransetzen lassen. Ein verletztes Glas, das von seiner Schönheit durch den Holzfuß nichts eingebüßt hat.
Ende Februar beginnt die Passionszeit. Verletzungen werden biblisch gedeutet, Leiden von Gott her reflektiert. Das ist Theologie, die besonders schwer ist. Richtig Arbeit. Man kann ja nicht einfach sagen: Unser Gott mag keine Polterabende, unser Gott macht lieber Holzfüße an zerbrochene Weingläser. Das ist ja nicht unsere Erfahrung. Das Zerbrochene ist Teil unseres Lebens.
Die Kirche hat zu Corona geschwiegen, höre ich. Sie hat zwar ausreichend Handlungsempfehlungen verteilt, wie man sich am besten in Kirchen verhält, dass niemand krank wird. Aber was Gott mit der Krankheit selbst zu tun hat, wie die Pandemie also theologisch gedeutet werden kann, wurde nicht oft, oder wenn, dann nicht sehr laut gesagt. Vielleicht hat uns die Angst vor Ansteckung die Sprache verschlagen. Jetzt, am Ende der Pandemie, finden wir sie hoffentlich wieder. In dieser Passionszeit schauen wir jamit etwas mehr Abstand darauf. Und dann könnte es sein, dass wir zu einer verblüffenden und irgendwie auch ärgerlichen Erkenntnis kommen, dass nämlich Gott der Urheber von beidem ist: vom Leiden und von der Heilung. Hiob würde sagen: Wer denn sonst? Sowohl der Polterabend als auch das Glas mit dem Holzfuß. Die Faszination für Heilung mit oder ohne Gold oder Holz wird trotzdem bleiben. – „Darüber müssen wir aber noch mal reden, Herr Pfarrer.“ – Ja, gern. Bis Ostern schaffen wir das.
Eine Passionszeit mit Erkenntnissen wünscht – Ihr Pfarrer Markus Böttcher



Fäden verbinden
Unter diesem Motto möchte ich gerne ein Projekt ins Leben rufen, dass älteren Menschen in Mediasch / Rumänien gewidmet ist: Kreative Menschen bei uns in Friedrichshagen nähen gesteppte Patchwork-Decken zugunsten eines evangelischen Altenheims in Hetzeldorf in der Nähe von Mediasch. Die Teilnehmer:innen lernen oder vertiefen ihre Kenntnisse im Umgang mit einer (einfachen) Nähmaschine und gestalten nach ihren Vorstellungen eine wärmende Decke.
Ich nähe seit 20 Jahren „Quilts“ und begeistere mich immer wieder für die Vielfalt und Ausdruckskraft unterschiedlicher Stoffe und Farben. Wir nähen mit einfacher Webware und nutzen auch gebrauchte Stoffe und Reste, sofern es reine Baumwolle ist. Es entstehen keine Kursgebühren, Materialkosten werden umgelegt. Vielleicht finden sich ja auch Sponsoren für Vlies und Nähgarn? ,Die Patchwork Gruppe startet am 09. Februar 2023 und endet Mitte Juni, wenn unsere Jugendlichen nach Mediasch fahren. Wir treffen uns immer am Donnerstag, nachmittags von 15.00 – 17.30 Uhr im Gemeinderaum der Christophoruskirche. (Ausnahme der 30.03.23 und die Karwoche.) Bei unserem ersten Treffen geht es auch um nützliche Zusatzmaterialien wie Lineale, Rollschneider usw., anfangs tut aber eine gute Stoffschere auch ihren Dienst. Schön wäre es, wenn wir dann schon einige ausrangierte Herrenhemden oder Blusen aus 100% Baumwolle hätten, kariert, getupft oder uni spielt keine Rolle, es darf auch Flanell oder Nessel sein – aber bitte unbedingt vorher waschen!
Wir nähen traditionelle Blöcke und Muster nach amerikanischem Vorbild, die keinem Copyright unterliegen und die sich beliebig verändern lassen.
Patchwork für Rumänien
Wer sich gerne beteiligen möchte, aber nachmittags noch keine Zeit hat, kann sich trotzdem gerne bei mir melden. Helfende Hände finden immer zueinander! Ich hoffe, ich habe Ihr Interesse geweckt und Sie haben Lust, etwas Neues zu lernen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Anmeldung bitte über das Kirchenbüro
Ihre Brigitte Schneller