CHRISTOPHORUSKIRCHE

Glauben am Müggelsee

Auf ein Wort

aus dem Christophorusbote - August / September 2024

Auf den Bahnsteigen der früheren Eisenbahnen, als es noch keine Lautsprecher gab, riefen Menschen mit lauter Stimme die Züge aus. Einsteigen! – Türen schließen! – ein kräftiger Pfiff. Wir kennen das aus Filmen. Das ist unser Bote, das war unser Bote von 1909 an. Das Ausrufen war auch immer das wichtigste: wann fährt der Zug, wann geht es los, wer predigt und wann trifft sich der Chor.
Zur Aufgabe des Ausrufens gesellte sich von Beginn an aber noch etwas anderes, und hier geht es um den nahen und fernen Gott (Monatsspruch September): Was sagen  wir der Gemeinde über den Glauben, welche
Fragen sind gerade wichtig, was könnte die Leserin zum Nachdenken anregen. Dazu gehört ein kreativer Prozess, der auf Bahnsteigen auch wichtig sein kann, nämlich wenn Züge zu spät kommen und man schnell umplanen muss. Sie kennen das. Kreative Prozesse unter Zeitdruck. Das ist eine Unmöglichkeit. Denn es braucht Zeit, die richtigen Ideen zu finden. Manchmal ist Gott ebenso wie die Wahrheit, nach der wir suchen, sehr fern.
Darum trifft sich die Redaktion zweimal pro Ausgabe. Wir suchen, sammeln, plaudern, schauen in alten Boten nach, kommen vom Hundertsten ins Tausendste, essen viel Schokolade, trinken viel Tee, tauschen ca. 1000
Whats-App-Nachrichten aus. Der Prozess der Vorbereitung einer Boten-Ausgabe ist anregend und chaotisch. Muss er das nicht sein?

Wir feiern mit dieser Ausgabe zweierlei: Einerseits den Boten an sich, der im Oktober 1909 zum ersten Mal erschien unter der Führung von Pfarrer Johannes Braumann.
Den Boten, der von Beginn an mehr als nur Ausrufer auf dem Bahnsteig sein wollte. (In den Nachdrucken der Leitartikel Braumanns der ersten und der vorerst letzten Ausgabe 1918 erfährt die Leserin mehr darüber.) – Und
andererseits den Boten unserer Zählung, der im Februar/März 2008 begann. Zusammen mit Thomas Graap und Jana Herzberg produzierte Uwe Baumann jahrelang Botenausgaben, die sich in der Gestaltung deutlich von
anderen Gemeindeblättern abhoben. Wir blätterten in den Archiven und staunten. Zur Redaktion gehörten dann auch bald Heiko Lehmann und Dietrich Werner. Die kreativen Prozesse, die jeder Ausgabe vorausgehen,
sieht man den Boten an. Die rumänisch-deutsche Schriftstellerin Herta Müller sagt: „In jeder Sprache sitzen andere Augen in den Wörtern.“ Nun sprechen wir alle dieselbe Sprache. Aber das tun wir eigentlich auch wieder nicht. In dem, was unsere Autorinnen und Redakteure schreiben, stecken andere Augen, eine besondere Sicht auf die Welt, auf Friedrichsagen und die Kirche. So ist das, was Sie im Boten lesen, sehr unterschiedlich, manchmal widerspricht es sich sogar – wie im richtigen Leben.
Ich freue mich immer auf die Redaktionssitzungen mit Ulrike Schirmer-Lützow, Knut Hörchner-Winzker, Katrin Neuhaus. Auf die fröhliche und manchmal gefährliche Gradwanderung zwischen kreativem Chaos und Bahnsteig-Atmosphäre kurz vor Abfahrt des Zuges, dem Ringen um die Wahrheit angesichts des nahen und fernen Gottes, der wir verkündigen. Danke Euch. Und danke an alle, die diesen Boten mit Wohlwollen und Inter-
esse lesen. Einen schönen Sommer wünscht

Ihr Pfarrer Markus Böttcher

 

Alle Geschichten und Informationen zum Gemeindeleben in Berlin-Friedrichshagen könnt Ihr in der aktuellen Ausgabe des Christophorusboten lesen:

Opernarien in der Christophoruskirche

Katharina Kammerloher – Mezzosopran
Anne-Kathrin Seidel – Violine
Susanne Mayer – Klavier

Arien und Lieder von Bach, Fauré, Chaminade, Saint-Saëns, de Falla und Bizet

Sonntag, 22. September um 17 Uhr

Kirchenkalender

Gottesdienste, Konzerte und Ausstellungen